In unserer fünfteiligen Serie zum Feedback haben wir häufige Irrtümer, Tipps und praktische Beispiele zum Geben von Rückmeldungen zusammengestellt. Warum Feedback weit mehr als nur Fehlerkorrektur ist und was man dabei falsch machen kann, möchten wir in diesem ersten Teil vorstellen.

Welche Arten von Feedback gibt es überhaupt?

Eine erste grundlegende Unterscheidung gilt es zwischen zwei Feedbackarten zu treffen: Das Feedback, das der Sportlerin oder dem Sportler selbst durch die eigenen Sinne zur Verfügung steht, und das Feedback, das wir – einfach gesagt – ihm zusätzlich geben:

  • Intrinsisches Feedback: Das Feedback, dass dem Übenden durch die eigene Wahrnehmung der Handlung an sich zur Verfügung steht, also visuelles, akustisches, taktiles oder propriozeptives Feedback. Ein(e) AnnahmespielerIn hört (akustisch) zunächst den Treffer der Hand beim Aufschlag, sieht (visuell) den Ball auf sich zukommen, spürt (taktil) das Auftreffen des Balls auf dem eigenen Unterarm und nimmt die Stellung der Arme im Raum wahr (propriozeptiv).
  • Erweitertes Feedback: Das Feedback, das zusätzlich zum intrinsischen Feedback von außen unterstützend gegeben wird. Oft wird damit direkt die mündliche Fehlerkorrektur verbunden. Darüber hinaus gibt es noch weitere Formen des Feedbacks, wie zum Beispiel das Video-Feedback. Dabei kann die Videoaufnahme unter anderem zeitverzögert live oder später auf dem Laptop ausgewertet werden. Zudem können Biofeedback (Rückmeldung über biologische Maße wie Blutdruck, aber auch Messung der Muskelaktivität mit dem Elektromyogramm), kinematisches (Feedback über Bewegung der Körperteile über die Zeit ohne Berücksichtigung von Krafteinsatz, also zum Beispiel Rückmeldung über den Verlauf des Kniewinkels beim Absprung im Angriffsschlag) und kinetisches Feedback (Feedback mit Betrachtung von Kraft-Zeit-Kurven, beispielsweise der Kraftverlauf beim Abdruck vom Boden während des Angriffsschlags) unterschieden werden.

Für TrainerInnen sind beide Feedbackarten wichtig – während man erweitertes Feedback als TrainerIn direkt oder durch Hinzunahme von Hilfsmitteln, wie zum Beispiel Videokameras, geben kann, lässt sich auch das intrinsische Feedback gezielt fördern. Wie genau, erfahrt ihr in den nächsten Artikeln dieser Serie.

Übersicht zu intrinsischem und erweitertem (augmented) Feedback

Wieso Feedback schaden kann

Weitgehend unbeachtet in der Diskussion um Fehlerkorrektur und Feedback sind mögliche Gefahren, die mit dem Feedback einhergehen.

  1. Fehlerhaftes Feedback: Logisch scheint, dass das Feedback richtig sein sollte. Dennoch gibt es manche Situationen, in denen eine Bewegung von TrainerInnen nicht gut wahrgenommen werden können und daher unter Umständen falsches Feedback gegeben wird. Hier zeigt die Forschung: Lieber kein Feedback geben als falsches (Buekers, Magill & Hall, 1992). Aber auch in Übungsformen, in denen beispielsweise zwanzig Aufschläge in Folge in einen Zielbereich zu treffen sind und der zwanzigste Aufschlag nach zahlreichen Versuchen knapp ins Aus geht, muss abgewogen werden: lügen oder korrektes Feedback geben. Wie würdest du handeln?
  2. Zu häufiges Feedback: Sollten TrainerInnen nach jedem Versuch Rückmeldung geben? Eher nicht – Feedback sollte zunehmend reduziert werden. Nach einer ersten Einführungsphase der Technik, in der man durchaus noch jedes Mal Feedback geben kann, sollte schnell schrittweise die Häufigkeit der Rückmeldungen reduziert werden. In der Forschung wird vermutet, dass einerseits eine Abhängigkeit entstehen kann, andererseits diese Menge an Informationen nur schwer verarbeitet werden kann. Wie man die Anzahl an Rückmeldungen reduzieren kann, wird weiter unten erklärt (Winstein & Schmidt, 1990).
  3. Konkurrentes (gleichzeitiges) Feedback: Damit ist Feedback gemeint, das man während der Übungsausführung gibt. Im Volleyball finden sich nur schwer Beispiele dafür, die ohne großen Aufwand im Training eingesetzt werden können. Generell gilt: Konkurrentes Feedback führt zu einer Abhängigkeit von diesem zusätzlichen Feedback. Der Lernende konzentriert sich nicht mehr auf das intrinsische (selbst wahrgenommene) Feedback, sondern verlässt sich auf das erweiterte. Wenn dieses erweiterte dann – wie zum Beispiel im Wettkampf – nicht mehr vorhanden ist, wird die eigene Leistung deutlich schlechter. Man spricht daher von einem Blockieren des Lernens, da mit konkurrentem Feedback klassischerweise sehr gute Fortschritte in der Aneignungsphase der Technik erzielt werden können – bei Wegfall des Feedbacks allerdings schneiden AthletInnen deutlich schlechter ab als ohne (Vander Linden, Cauraugh & Greene, 1993).

Diese Beispiele zeigen, dass Rückmeldungen keineswegs nur positive Auswirkungen auf den Lernerfolg von AthletInnen haben. Insbesondere die Probleme um das zu häufige Geben von Feedback sind TrainerInnen meist unbekannt. Wichtig ist daher, dass Feedback schrittweise reduziert wird – im Anfängerbereich und beim Erlernen neuer Techniken sollte Feedback allerdings häufiger gegeben werden.

Wie ich Feedback reduzieren kann

  1. Fading: Beim Fading wird die Frequenz des Feedbacks schrittweise reduziert. Zu Beginn wird beispielsweise noch nach jedem Versuch Feedback gegeben, später dann nur noch nach jedem zweiten, dritten usw. (Winstein & Schmidt, 1990).
  2. Bandbreiten-Feedback: Feedback wird nur gegeben, wenn sich das Bewegungsergebnis außerhalb einer bestimmten Bandbreite befindet. Beispielsweise könnte man das Zuspielergebnis nur dann korrigieren, wenn der Ball nicht den Zuspielkorb berührt. Allerdings bietet sich diese Feedbackgabe vor allem dann, wenn man Rückmeldung zum Bewegungsergebnis und nicht zur -ausführung gibt (Sherwood, 1988).
  3. Selbstgewähltes Feedback: Dabei lässt man die SpielerInnen selbst wählen, wann sie Feedback erhalten wollen. Meist reduziert sich dabei das Feedback auf unter 30% (Janelle, Kim & Singer, 1995). Es wird empfohlen, selbstgewähltes Feedback auch mit Bandbreiten-Feedback zu kombinieren.

Oh – also gar kein Feedback geben?

Doch! Feedback sollte als Mittel im Training aus mehreren Gründen eingesetzt werden. Mit Feedback lassen sich motorische Sackgassen vermeiden, insbesondere, wenn Bewegungen neugelernt werden. Wenn jemand gerade den Aufschlag von oben übt, wird er später Probleme bekommen, einen harten Flatteraufschlag zu schlagen, wenn er sich zu Beginn eine Stoßtechnik aneignet. Auch gibt es positive Einflüsse von Aufmerksamkeitsfokussierung, also das Hinweisen auf bestimmte Knotenpunkte in der Bewegung – wie es später auch beim Videofeedback wichtig ist.

Weitere Tipps, wie ihr Feedback richtig einsetzen könnt, gibt es im nächsten Teil der Serie!

Literaturverzeichnis

Weiterführende Lehrbücher und Buchkapitel

Magill, R. A. (2007). Motor Learning and Control (8th edition). New York, NY: McGraw-Hill.

Munzert, J. & Hossner, E.-J. (2008). Lehren und Lernen Sportmotorischer Fertigkeiten. In J. Beckmann & M. Kellermann (Hrsg.). Enzyklopädie der Psychologie: Sportpsychologie – Band 2: Anwendungen der Sportpsychologie (S. 177-255). Göttingen: Hogrefe.

Schmidt, R. & Lee, T. (2011). Motor Control and Learning (5th edition). Champaign, IL: Human Kinetics.

Hinweis: Der Text basiert insbesondere auf diesen drei Lehrbüchern und Lehrbuchkapiteln. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurden nur die spezifischen Einzelstudien zitiert – der Text als Gesamtes baut aber auf eben diesen genannten auf.

Einzelnachweise

Buekers, M. J. A., Magill, R. A. & Hall, K. G. (1992). The Effect of Erroneous Knowledge of Results on Skill Acquisition when Augmented Information is Redundant. Quarterly Journal of Experimental Psychology, 44 (1), 105-117.

Janelle, C. M., Kim, J. & Singer, R. N. (1995). Subject-Controlled Performance Feedback and Learning of a Closed Motor Skill. Perceptual and Motor Skills, 81 (2), 627-634.

Sherwood, D. E. (1988). Effect of Bandwidth Knowledge of Results on Movement Consistency. Perceptual and Motor Skills, 66 (2), 535-542.

Vander Linden, D. W., Cauraugh, J. H. & Greene, T. A. (1993). The Effect of Frequency of Kinetic Feedback on Learning an Isometric Force Production Task in Nondisabled Subjects. Physical Therapy, 73 (2), 79-87.

Winstein, C. J. & Schmidt, R. A. (1990). Reduced frequency of knowledge of results enhances motor skill learning. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 16 (4), 677-691.



Titelbild: Sebastian Schmidt

Kategorien: Artikel

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