Kapitel 5 · Scouting – Wie setze ich es praktisch um?
5.1 Datenerhebung im Spiel · 5.2 Spielnachbereitung · 5.3 Videomeetings
Im Videomeeting werden dem Team die gewonnenen Erkenntnisse über den Gegner gefiltert vermittelt. Hierbei werden nur Punkte angesprochen, auf die reagiert werden soll. Das Ziel ist es, dass das Team keine unnötigen Informationen über den Gegner erhält, welche nicht verwertet werden können (z. B. Anzahl der Aufschlagfehler oder mögliche Aufstellungsfehler).
Eine Besprechung sollte in der Regel 30 Minuten nicht überschreiten, da bei längeren Videositzungen die Konzentration deutlich nachlässt. Auch sollten die Spieler:innen sich Notizen für ihre spezielle Position machen und nicht für das komplette Team. Dies betrifft vor allem das Block-Abwehrsystem des eigenen Teams und welche Möglichkeiten man hat, um gegen das gegnerische Block-Abwehrsystem zu agieren. Je nach Vorbereitungszeit können auch mehrere Videomeetings angesetzt werden und/oder auch positionsspezifische Videomeetings.
In meiner Erfahrung ist ein Videomeeeting vor einem Training sinnvoll, da man auf die gewonnenen Erkenntnisse im Training eingehen und anhand praktischer Beispiele Situationen simulieren kann.. Des Weiteren hilft es dem Team auch, Handreichungen mit Zahlen oder bestimmten Mustern des Gegners zu erstellen. Die Spieler:innen haben in diesen Aufzeichnungen die Möglichkeit, sich Notizen auf den ausgedruckten Zettel zu schreiben. Wichtige Regel hierbei ist: Diese Notizen werden nicht in der Halle weggeschmissen oder liegen gelassen, denn wenn der Gegner diese findet, können sie evtl. darauf reagieren und deinen Gameplan vereiteln.
Exkurs: Positionsspezifische Videomeetings
In höheren Spielklassen kann es durchaus sinnvoll sein, Videomeetings nach Positionen zu gestalten. Dabei empfiehlt sich eine Aufgliederung nach folgenden Positionen:
- Zuspieler:innen. Sie schauen sich vor allem den gegnerischen Mittelblock an. Speziell versuchen sie herauszufinden, welche Mitten in welcher Rotation vielleicht einen Commit-Block spielen oder ob sie bestimmte Schwächen haben auf bestimmten Positionen. Auch interessant ist der gegnerische Angriff, da sich auch die Zuspieler:innen in der Abwehr befinden, um so bestimmte Angriffsvorzüge des Gegners zu erkennen und entsprechend zu blocken und abzuwehren. Meist ist dies aber Inhalt im Team-Videomeeting.
- Mittelblocker:innen. Sie sind im Grunde das taktische Gegenstück zu den Zuspieler:innen. Die Mitten schauen sich meist die gegnerischen Zuspieler:innen an und versuchen herauszufinden, ob sie bestimmte bevorzugte Zuspielrichtungen aus bestimmten Läufern oder aus bestimmten Laufwegen im Allgemeinen haben. Eventuell gibt es auch technische Besonderheiten, zum Beispiel, dass sie im Sprungzuspiel nie auf Position 4 spielen, was vor allem in niedrigeren Leistungsklassen passieren kann.
- Annahme-Außen/Libero/Diagonal: In der letzten Gruppe sind vor allem die Annahmespielerinnen. Die Diagonalspielerinnen sind eventuell auch in der Mittelblockgruppe zum Video. Primär schaut man sich hier die gegnerischen Aufschlagspieler:innen an, also welche Besonderheiten es gibt, um so generell einen Eindruck des gegnerischen Aufschlags zu bekommen. Außerdem kann man sich, ebenso wie die Mitten, eventuell auch die gegnerische Abwehr anschauen, also ob es bestimmte Zonen gibt, die generell schlecht abgesichert sind. Allerdings kann dies auch ein Thema für das Team-Video sein und generell ist es in der Bundesliga auch sehr üblich, die Abwehrtaktik auf den Gegner immer wieder neu anzupassen.