Die Notwendigkeit eines athletischen Trainings im Volleyball ist allseits bekannt. Die Philosophien dazu sind so vielfältig, dass es unfair ist, von Richtig/Falsch oder dem Besten zu sprechen. Folglich hat jeder Athletik-Coach seine/ihre Argumente für die Erstellung von individuellen Trainingsplänen.

Unabhängig von der Individualität der Trainingspläne, können wir aber über die relativ ähnlichen positiven Effekte des Trainings der athletischen Fähigkeiten sprechen. Hierzu zählen:

  • die Steigerung der Belastungsresistenz des Körpers,
  • die Fähigkeit des richtigen Ausführens von Techniken,
  • die Schnelligkeit auf dem Spielfeld sowie
  • die Möglichkeit adäquat reagieren und fokussiert spielen zu können.

Es ist interessant, dass jede Sportart ihre speziellen, häufig auftretenden Verletzungen hat. Im Volleyball sind es oftmals die Sprunggelenkstraumen, Schulterbeschwerden, Bandscheibenvorfälle in der LWS, dass allseits bekannte Patellaspitzen-Syndrom und die Rückenschmerzen.

All diese Verletzungen können aus athletischen Schwächen resultieren. Natürlich ist es schwierig, ein Sprunggelenkstrauma präventiv zu verhindern, wenn bei einer engen Netzaktion ein Fuß auf dem einer/s Anderen landet oder zwei SpielerInnen in der Abwehr zusammenstoßen und sich dabei verletzen. Dennoch kann im gängigen Spiel- und Trainingsablauf mit einer Qualität der athletischen Fähigkeiten auch viel gut laufen.

Philosophiebaustein 1: Mobilität vor Stabilität

Generell ist zu sagen, dass eine gute Basis des Zusammenwirkens von Mobilität und Stabilität herrschen sollte. Dabei sollte meiner Meinung nach die Mobilität Priorität haben. Gründe hierfür sind, dass die Strukturen im Körper erst so miteinander funktionieren können, wie es vorgesehen ist, wenn der volle Bewegungsumfang gegeben ist.

Wenn ich zum Beispiel ein minderbewegliches Sprunggelenk habe, dann kann ich eine Kniebeuge nur bedingt und im Bewegungsablauf anders in die Tiefe ausführen. Übertragen auf das Spielfeld wäre das beispielsweise die Abwehr.

Trotz vorhandener Kraft kann ich das Optimum erst erreichen, wenn der Bewegungsablauf so ist, wie die Biomechanik es vorsieht (die restlichen Fehlstellungen müssen noch berücksichtigt werden).

Als weiteres Beispiel kann die Schulter beschrieben werden. Wenn die Brustwirbelsäule mindermobil ist und das Schulterblatt in seinem Gleitverhalten verändert ist, bekommen wir veränderte Bewegungsmuster in der Schulter. Das schädigt zum einen die Schulter über die Zeit, zum anderen brauchen wir uns nicht wundern, wenn die/der AthletIn zum Beispiel den Armzug anders als gewünscht ausführt.

Philosophiebaustein 2: Stabilität

Neben der Mobilität stellt die Stabilität einen bedeutenden Punkt dar. Wenn die AthletInnen einen stabilen Rumpf haben, ist die Wahrscheinlichkeit an Rückenbeschwerden zu leiden geringer. Darüber hinaus sind sie stabiler und variabler im Block, halten Annahme und Abwehr stabil, können zielgerichteter zuspielen usw.

Wenn sie stabile Sprunggelenke oder Beinachse haben, können die AthletInnen die Kraft des Absprungs in größerem Maße mit in die Höhe mitnehmen. Somit sollten alle „Etagen“ im Körper mobil und stabil sein.

Die individuelle Gestaltung des Athletik-Trainings ist natürlich den Athletik-Coaches überlassen. Wie oben genannt, gibt es für mich kein richtig/falsch oder besser/schlechter. Für mich zählt der Fokus auf die Optimierung dieser Fähigkeiten der jeweiligen AthletInnen.

Philosophiebaustein 3: Individuelle Förderung

Meine Philosophie ist die spezielle individuelle Förderung einer/s jeden Volleyballerin/s. Hierbei stelle ich mir die Frage:

  • Welche athletischen Fähigkeiten braucht der/die jeweilige SpielerIn für die eigene volleyballspezifische bestmögliche Weiterentwicklung?

Ich starte mit einer Beobachtung im Training, verschaffe mir ein Bild über die Bewegungsabläufe und die Veränderungen über eine gesamte Trainingseinheit, spreche mit der/m TrainerIn, welche Technikdefizite bemängelt werden.

Daraus bekomme ich Ergebnisse für die Defizite in der Beweglichkeit und Stabilität, der allgemeinen Ausdauer und Kraftausdauer sowie der koordinativen Fähigkeiten. Aus diesen Punkten resultieren wiederum Schwierigkeiten in der Technikausführung.

Dem folgend untersuche ich den Körper nach dem Vorbild des Functional Movement Screens, in einer weniger wissenschaftlichen, aber für mich passenderen Variante. Die Knackpunkte für mich liegen hier:

  • in der Mobilität der BWS, Schulterblatt, Schulter, Hüfte und den gesamten Fußgelenken sowie
  • in der Stabilität der Schulter, LWS, Becken und den Fußgelenken.

Ich erwähne die Knie hier nicht, weil sie bei mir eher die „Opfer“ einer Dysbalance in der Beinkette sind und somit stabil werden, wenn vor allem die Kette Fuß bis LWS stabil ist.

Philosophiebaustein 4: Ansteuerungsfähigkeit

Darüber hinaus ist mir die Ansteuerungsfähigkeit sehr wichtig. Sehe ich, dass der/die AthletIn die eigenen Körperbereiche so ansteuern kann, wie der/die TrainerIn es für die Technikausführung und Bewegungen möchte?

Daraus ergeben sich für mich die Schwerpunkte für das Training der koordinativen Fähigkeiten.

Wenn wir es schaffen den AthletInnen durch ein Training dieser Einzelheiten zur völligen Kontrolle über den Körper und dessen Bewegungen zu verhelfen, sind wir schon ein ganzes Stück weiter und können uns daran anknüpfend dem Krafttraining widmen. Dieses Thema ist als eigenes aber schon wieder so groß, dass es extra beschrieben werden sollte.

Zur Umsetzung des Training der athletischen Fähigkeiten habe ich bei jedem/r SpielerIn eine Prioritätenliste über die Zwischenziele erstellt, die sowohl abhängig von den Ergebnissen als auch positionsabhängig sind. Daraus ergeben sich dann unsere individuellen Pläne, die den SpielerInnen auf dem Weg behilflich sein sollen.

Beispiele für Mobilisations- und Stabilisationsübungen

Über den Autor
Catharina Hoch ist DOSB-Sportphysiotherapeutin und arbeitet u. a. am Bundesstützpunkt Stuttgart.

Kategorien: Allgemein